Ergotherapie für Kinder: Verordnungsgründe

Als anerkanntes Heilmittel ist Ergotherapie eine Regelleistung Ihrer Krankenkasse und wird durch Ihren Haus-, Kinder- oder Facharzt u.a. verordnet bei:

  • Konzentrationsstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Graphomotorischen Auffäligkeiten
  • Gleichgewichtsproblemen
  • Aufmerksamkeitsdefiziten (ADS/ADHS)
  • Autismus
  • Entwicklungsverzögerung
  • Schwierigkeiten in der Grob- und/oder Feinmotorik
  • Schwierigkeiten in der visuellen Wahrnehmung
  • Verhaltensauffälligkeiten/auffälliges Sozialverhalten
  • Lernschwierigkeiten
  • Körperlicher oder geistiger Behinderung

Behandlungskonzepte für die Ergotherapie bei Kindern

Folgende Behandlungskonzepte und Therapieformen finden bei uns u.a. Anwendung:

Das IntraActPlus-Konzept nach Dr. Jansen und Streit

Das IntraActPlus-Konzept ist ein verhaltenstherapeutisch orientierter Therapie- und Interventionsansatz, der von Dr. Jansen und U. Streit auf der Basis von Ergebnissen der psychologischen Grundlagenforschung seit mehr als 20 Jahren ständig weiterentwickelt wird. In unserer Praxis werden mit dem IntraActPlus-Konzept Kinder mit:

  • Lern- und Leistungsstörungen (z.B. mit mangelnder Konzentration, geringer Ausdauer, fehlender Anstrengungsbereitschaft)
  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit und ohne Hyperaktivität (ADS/ADHS)
  • oppositionellem Verhalten (Nichteinhalten von Grenzen), aggressiven Verhaltensmustern
  • ängstlich und sozial verunsicherte Kinder behandelt.

Mit dem IntraActPlus-Konzept werden folgende Ziele verfolgt:

  • Erlangen einer effektiven Speicherstrategie beim Lernen
  • Steigerung von Konzentrationsfähigkeit und Lernmotivation
  • Entlastung und Struktur von Alltagssituationen
  • Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
  • Verbesserung der Eigensteuerung des Kindes

Bei dem IntraActPlus- Konzept geht man davon aus, dass das Verhalten zum großen Teil von unbewusst wahrgenommenen und unbewusst gesendeten Beziehungssignalen beeinflusst wird. Deshalb werden u.a. eine Spiel- und Lernsituation gefilmt, um so den Eltern und Kindern ungünstige Verhaltens- und Beziehungsmuster sowie ungünstiges Lernverhalten sichtbar zu machen. Die positive oder negative Reaktion der Bezugsperson, die sich in Gestik und Mimik oder Tonfall zeigen kann, wirkt sich darauf aus, wie sich das Kind in seinem Verhalten steuert. Dabei ist die Reaktion, die die Bezugspersonen im Sekundenfenster nach dem Verhalten des Kindes zeigt, diesen oft selbst nicht bewusst. Die bildlich unterstützte Besprechung bietet deshalb allen am Therapieprozess Beteiligten die Möglichkeit, Zusammenhänge vor Augen geführt zu bekommen und auf dieser Basis konkrete Hilfestellungen und Lösungen zu erarbeiten. Dies führt sowohl auf Seiten der Bezugspersonen als auch auf Seiten der Kinder und Jugendlichen zu einer besonders hohen Zustimmung und Mitarbeit. In den Therapie-und Interventionsprozess werden nach Möglichkeit alle Bezugspersonen des Kindes einbezogen.

Sensorische Integration (SI)

Unter sensorischer Integration versteht man die Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen aus der Umwelt und aus dem eigenen Körper. Besondere Bedeutung innerhalb der Sensorischen Integration hat dabei das taktile (Berührung), propriozeptive (Eigenwahrnehmung), vestibuläre (Gleichgewicht), auditive (Hören) und visuelle (Sehen) System.

Kinder mit propriozeptiven Wahrnehmungsstörungen wirken häufig tollpatschig, haben Schwierigkeiten, neue Bewegungen zu lernen und ihre Muskelspannung der Handlung entsprechend anzupassen. Häufig drücken sie beim Schreiben zu fest bzw. nicht fest genug auf.

Kinder, die überempfindlich im vestibulären Bereich sind, klettern häufig nicht gerne, meiden Schaukeln und Geräte, die eine Drehbewegung verursachen. Manchmal lehnen sie schon als Säugling Lageveränderungen ihres Körpers ab. Im vestibulären Bereich unterempfindliche Kinder suchen dagegen ständig starke Reize in diesem Bereich.

Auch im taktilen Wahrnehmungsbereich gibt es Kinder, die unter – bzw. überempfindlich sind und z.B. Sand, klebrige Gegenstände oder die Berührung durch andere Kinder meiden.

Bei Schwierigkeiten mit der Verarbeitung von visuellen Reizen fällt es den betroffenen Kindern schwer, etwas nachzuzeichnen oder nachzubauen, Formen zu erkennen oder z.B. Größen zu unterscheiden.

In der Therapie geht es darum, zunächst eine genaue Diagnostik durchzuführen und hierauf basierend, gezielte sensorische Informationen zu vermitteln.

Ziel ist es, dass das Kind mit seinem Nervensystem die aufgenommenen Informationen aus den Sinnessystemen so für sich nutzen lernt, dass es situationsangemessen handeln kann, um so im Alltag besser zurecht zu kommen.

Der CO-OP Ansatz für Kinder mit Koordinationsstörungen

Der kanadische Therapieansatz Cognitive Orientation to daily Occupational Performance, CO-OP, entwickelt von H. Poatajko, eignet sich insbesondere für die Behandlung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren mit motorischen Schwierigkeiten. Diese können sich im Alltag bei Tätigkeiten wie z.B. dem Fahrrad fahren, Klettern, Basteln oder Schreiben zeigen. Der Ansatz baut auf den kognitiven Fähigkeiten des Kindes auf. Mit Hilfe verschiedener Strategien und geleiteter Entdeckung werden Kinder angeregt und befähigt, eigenaktiv Strategien zur Verbesserung Ihrer Leistungen auszuwählen und auszuprobieren.

Für die Therapie von Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen gibt es seit Juli 2011 erstmals eine Leitlinie: Leitlinie Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen UEMF (ICD-10: F82.0 und F82.1). In dieser Leitlinie wird der CO-OP als aufgabenspezifischer Ansatz für Kinder mit Koordinationsstörungen empfohlen.

Marburger Konzentrationstraining

Das Marburger Konzentrationstraining (MKT) ist ein verhaltenstherapeutisches Training für Vorschul- und Schulkinder.
Ziele beim Marburger Konzentrationstraining sind u.a.:

  • • das Training der Selbststeuerung
  • Umgang mit Fehlern
  • Verbesserung der Leistungsbereitschaft

Das MKT vermittelt den Kindern die Methode der verbalen Selbstinstruktion sowie grundlegende Arbeitstechniken für den Schul- und Hausaufgabenalltag. Weitere Bestandteile sind Entspannungstechniken und die Verbesserung von Selbsteinschätzung und Selbstkontrolle.

Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern nach Lauth/ Schlottke

Das Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern ist ein kognitiv - verhaltenstherapeutisch orientiertes Therapieprogramm zur Behandlung von Symptomen der Aufmerksamkeitsstörung. Entwickelt wurde das Training von den Psychologen G. W. Lauth und P. F. Schlottke. Das Training ist für Kinder im Alter von ca. 6-10 Jahren gedacht. Das Training vermittelt innerhalb eines Basistrainings Grundfertigkeiten zur Aufmerksamkeit wie z.B. genau hinschauen, genau hinhören, genau nacherzählen.

Im Rahmen eines Selbstinstruktionstrainings erwerben die Kinder die Fähigkeit, sich selbst Anweisungen zu geben und sich dadurch selbst zu steuern. Sie lernen, erst innezuhalten und nachzudenken, bevor sie handeln.
Ziel ist es, dieses verzögerte Vorgehen erfolgreich in den Alltag und die Schule zu übertragen.

Das Training setzt sich aus verschiedenen Therapiebausteinen zusammen:

  • Basistraining
  • Strategietraining
  • Elternanleitung
  • Vermittlung von Lernstrategien und sozialen Kompetenzen.

TEACCH

TEACCH steht für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children“ (dt.: „Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder“).

Der TEACCH Ansatz umfasst ein seit 40 Jahren weltweit in der Praxis bewährtes Konzept zur Förderung von Menschen mit Autismus. Unter Berücksichtigung besonderer Lernstile von Menschen mit Autismus wird die Lern- und Lebensumwelt so gestaltet, dass der Betreffende sich zurechtfinden und seine Kompetenzen einbringen bzw. erweitern kann.

Therapie bei Schwierigkeiten in der Graphomotorik und Feinmotorik

Schwierigkeiten in der Graphomotorik und Feinmotorik können unterschiedliche Ursachen haben. Die Therapie wird deshalb individuell auf Ihr Kind abgestimmt und beinhaltet z.B. die Bearbeitung von Arbeitsblättern zur Verbesserung der Feinmotorik, spielerische Übungen zur Schulung der Graphomotorik und Testverfahren zur Ermittlung graphomotorischer Kompetenzen.

Beratung bei Linkshändigkeit

Die folgenden Informationen sollen ein kurzer Überblick und eine kleine Hilfestellung sein.
Selbstverständlich beraten wir Sie gerne, wenn Sie weitere Fragen in Bezug auf Ihr linkshändiges Kind haben.

 

Schulbedarf

In der Schultasche ihres Kindes sollten sich folgende Dinge befinden:

  • ein Linkshänderanspitzer
  • eine Linkshänderschere
  • ein Linkshänderfüller
  • geeignete weiche Blei- und Buntstifte.

Linkshänder - Lineale sind für die meisten Kinder eher nicht geeignet.

 

Sitzplatzanordnung

Bei der Sitzplatzgestaltung sollten sie darauf achten, dass ihr Kind einen Sitzplatz mit Armfreiheit nach links hat.
Der Lichteinfall am Arbeitsplatz sollte möglichst von rechts kommen.

 

Schreibhaltung

Zur optimalen Schreibhaltung eignet sich für viele Kinder eine Linkshänderunterlage für den Schreibtisch. Hier ist die Blattlage eingezeichnet und die Handhaltung der rechten Hand vorgegeben.
Achten Sie darauf, dass das Heft ihres Kindes leicht nach rechts geneigt liegt und das Stiftende zum linken Ellenbogen weist.
Die rechte Hand hält das Heft am rechten Rand oder auf der rechten Heftseite fest.

Unbedingt vermieden werden sollte die hakenförmige Handhaltung (Schreibhand über der Zeile).

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