Logopädie für Kinder: Verordnungsgründe
Als anerkanntes Heilmittel ist Logopädie eine Regelleistung Ihrer Krankenkasse und wird durch Ihren Haus-, Kinder- oder Facharzt u.a. verordnet bei:
- Störung der Sprache vor Abschluss der Sprachentwicklung
- Dyslalien und phonologischen Störungen
- Dysgrammatismus
- Schluckstörungen
- Myofunktionellen Störungen
- Sprechmotorischen Störungen
- Stottern
- Poltern
- Auditiver Wahrnehmungsstörung
- Verbaler Entwicklungsdyspraxie
Behandlungskonzepte für die Sprachtherapie bei Kindern
Folgende Behandlungskonzepte und Therapieformen finden bei uns u.a. Anwendung:
- Therapie bei auditiver Wahrnehmungsstörung
- Myofunktionelle Therapie
- Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
- Therapien nach Zollinger
- Phonologische Therapie nach A. Fox-Boyer
- Benaudira Hörtraining
- Neurofunktions!Therapie NF!T
- Die Verbale Entwicklungsdyspraxie und KoArt
- Niederländisches Dyspraxieprogramm
- Therapien nach Kauschke
- Sprechmotorische Therapie (TAKTKIN/PROMPT)
- Unterstützte Kommunikation (UK)
- Stottertherapien nach van Riper, Katz-Bernstein, Hansen/Iven & Dell
- Kontextoptimierte Grammatiktherapie nach Motsch/Schmidt
- Theraplay
Therapie bei auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung
Bei einer Störung der Hörverarbeitung zwischen dem Innenohr und dem Gehirn spricht man von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung. Das Hörvermögen ist dabei nicht eingeschränkt und so gut wie das eines normal hörenden Kindes oder Erwachsenen, jedoch werden die akustischen Impulse nicht korrekt an das Gehirn weitergeleitet. Auditive Wahrnehmungsstörungen können als Folge akustischer Differenzierungsstörungen aber auch ohne akustische Beeinträchtigungen als Verarbeitungsstörungen auftreten.
In unserer Praxis führen wir ein gezieltes Training der entsprechenden Teilleistungen wie z.B. der auditiven Differenzierung mit Hilfe vieler ansprechender und auf den jeweiligen Förderbedarf abgestimmter Übungsformen durch. Wir beziehen dabei ‚AudioLog‘ ein, ein computergestütztes Trainingsprogramm, das Übungen auf Geräusch-, Laut-, Silben- und der Wortebene umfasst.
Myofunktionelle Therapie
Bei einer myofunktionellen Störung sind Muskelspannung und Bewegungsmuster der äußeren und inneren Mundmuskulatur in einer Weise gestört, dass es zu
- falscher Zungenruhelage
- falschem Schluckmuster und/oder
- Aussprachestörungen (meist s, sch, aber auch bei d, t, l, n)
kommen kann.
Die Therapie einer myofunktionellen Störung beinhaltet deshalb die Korrektur und/oder Verbesserung der (Fehl-) Funktionen von Kau- und Gesichtsmuskulatur. Im Vordergrund steht die Veränderung des Schluckmusters und die Kräftigung der Zunge sowie die Verbesserung der Artikulation.
Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
Unter Verbaler Entwicklungsdyspraxie versteht man eine Sprechstörung bei Kindern, die das verbal - expressive Ausdrucksvermögen erheblich beeinträchtigt. Diese neurologisch bedingte Aussprachestörung erschwert beim Sprechen gezielte Bewegungen von Lippen, Zunge und Gaumensegel.
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die nicht alle bei jedem Kind und in gleicher Ausprägung auftreten. Hauptmerkmal ist eine stark beeinträchtigte, oft nahezu unverständliche Aussprache. Dabei kann das gleiche Wort völlig unterschiedlich realisiert werden, wenn es mehrmals hintereinander gesprochen werden soll (z.B. „Pomate – Popate – Papame“ für Tomate). Es kann aber auch zu störungsfreien Momenten kommen, in denen das Wort korrekt ausgesprochen wird. Die Fehler nehmen mit der Länge bzw. der Komplexität der Äußerung zu, vor allem längere Wörter bereiten Probleme. Beim Erzählen werden eigentlich beherrschte Wörter falsch ausgesprochen und teilweise kommt es zum „Verlust“ von Wörtern, die das Kind einmal sprechen konnte. Insgesamt sind deutliche Sprechanstrengung und/oder Suchbewegungen erkennbar.
Das Sprachverständnis ist meist kaum bis gar nicht beeinträchtigt. Anamnestisch werden Kinder häufig als „stille Babys“ beschrieben und der Sprechbeginn setzte häufig verspätet ein.
(nach Schulte-Mäter, Anne; 2018; in „VED- Verbale Entwicklungsdyspraxie – Wenn Kinder nicht oder kaum verständlich sprechen“)
Zollinger Therapie
Die Zollinger Therapie ist geeignet für Kinder im 3. Lebensjahr (Late Talker), die
- noch nicht zu sprechen begonnen haben,
- nur sehr wenige Wörter sprechen (weniger als 50 Wörter),
- keine Zwei-Wort-Kombinationen bilden,
- beim Sprachverständnis Probleme haben,
- kaum Blickkontakt aufnehmen,
- ein auffälliges Verhalten zeigen und sehr aggressiv sind oder sich sehr zurückziehen
Für Kinder im Kindergartenalter (3 bis 6 Jahre)
- deren Wortschatz stark eingeschränkt ist,
- die Schwierigkeiten bei der korrekten Satzbildung haben,
- die sehr schwer verständlich sprechen,
- die nicht alleine spielen können (d.h. die nur sprunghaft und oberflächlich spielen oder gar keine eigenen Spielideen haben).
Die Zollinger-Therapie wird ganz individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt. Dabei wird das Kind nicht an seinen Defiziten gemessen, sondern seine Stärken herausgestellt, an die das gemeinsame Spielen anknüpft. Im Mittelpunkt der Therapie steht die Kommunikation von Kind und Therapeutin, das verbindende Element zwischen beiden ist das Spiel.
Phonologische Therapie
Das Ziel phonologisch orientierter Therapieansätze ist, im Gegensatz zur phonetischen Therapie, nicht die Verbesserung artikulatorischer Fähigkeiten, sondern vielmehr die Restrukturierung des kindlichen phonologischen Systems. Dementsprechend bilden die Förderung der auditiven Wahrnehmung sowie der phonologischen Bewusstheit einen Schwerpunkt der Behandlung.
Psycholinguistisch orientierte Phonologie- Therapie, P.O.P.T., nach Frau Professorin Annette Fox-Boyer
Dieser Therapieansatz ist besonders für Kinder mit konsequenten und phonologischen Störungen geeignet.
Die Therapie beinhaltet drei Phasen:
In der ersten, einer rein rezeptiven Phase, werden den fehlenden Lauten sowie den Ersatzlauten Lautsymbole zugeordnet. Auf Silbenebene und auf „Unsinnwortebene“ werden Identifikationsübungen durchgeführt. Wenn das Kind die zu erarbeitenden Phoneme auch auf der Ebene „komplexer Unsinnwörter“, d.h. mehrsilbiger Neologismen, sicher identifizieren kann, wird mit Realwörtern gearbeitet.
Parallel zu den rezeptiven Übungen mit Realwörtern beginnt die zweite Phase der Behandlung: ein expressives Training der rezeptiv erarbeiteten Ziel- und Ersatzphoneme. Es sollen damit die fehlerhaft gespeicherten motorischen Programme im mentalen Lexikon verändert werden.
In der dritten Phase werden Übungen durchgeführt, bei denen das Kind ohne auditive Vorgabe des Stimulus durch den Therapeuten selbst entscheiden soll, ob der von ihm verwendete Laut in einem Realwort korrekt war und ob es diesen eventuell korrigieren soll.
Benaudira Hörtraining
Mit Benaudira bieten wir im Rahmen der Sprachtherapie ein individuelles Hörtraining an. Es hat zum Ziel, durch regelmäßiges Hören individualisierter Trainings-CDs die zentrale Hörverarbeitung auszugleichen und zu optimieren. Dadurch lassen sich verschiedene Problemfelder wie z.B. LRS, AD(H)S, Sprachstörungen, Tinnitus, Aphasie, Lese-Rechtschreibstörungen etc. positiv beeinflussen.
Im Rahmen der logopädischen Diagnostik werden zunächst verschiedene Tests zur Beurteilung der Hörfähigkeit durchgeführt. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse wird dann für jeden Anwender eine genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Trainings-CD produziert. Diese wird zuhause täglich für 10-20 Minuten über einen handelsüblichen Kopfhörer gehört. Durch den Einsatz der speziellen Musik werden bei diesem Hörtraining viele Hirntätigkeiten positiv beeinflusst. So kann z.B. die verzögerte Sprachentwicklung oder auch das Lesen und Schreiben durch eine verbesserte Wahrnehmung der Sprachlaute im Gehirn verbessert werden.